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Entwicklungsstadien des Spiels
Vor allem im Alter von 0-3 Jahren ist es zentral, Kinder dabei zu unterstützen, die notwendigen Spiel-Fertigkeiten anzueignen, um späteres Lernen zu begünstigen. Das Spiel ist jedoch für Kinder jeden Alters deren natürliches Medium der Kommunikation. Kinder können sich besser durch selbst initiiertes, spontanes Spiel als verbal ausdrücken, da sie sich beim Spiel wohler fühlen. Zudem ist das Spiel gemäss UN-Kinderrechtskonvention ein Grundrecht aller Kinder, da dieses der Entwicklung dient.
Es können verschiedene Spielstadien unterschieden werden, welche je nach zugrunde liegender Theorie anders bezeichnet werden. Trotz dieser teilweise unterschiedlichen Benennung der Spielstadien beinhalten diese inhaltlich ähnliches.
Mit fortschreitender motorischer Entwicklung erweitern sich zugleich die Möglichkeiten, die Umwelt zu explorieren. Mit ca. vier Monaten lernen die Säuglinge zu greifen und ab ca. 6 Monaten begeben sie sich krabbelnd durch die Wohnung und mit durchschnittlich einem Jahr beginnen die Kinder frei zu gehen. Dadurch eröffnet sich den Kleinkindern gleichsam die Möglichkeit, ihre nähere Umgebung zu erkunden. Somit kann bisher «Un-Begriffenes» motorisch aktiv in Reichweite der Sinne (z.B. Haptik – Fühlen, oder Gustatorik – Lecken/Schmecken) gebracht werden.
Frühes sensomotorisches Spiel
Diese Art des Spiels zeigt sich bereits früh (üblicherweise unter 12 Monaten). Dabei engagieren sich Kinder in Aktivitäten, um die sensorischen Eigenschaften – entweder des eigenen Körpers oder von Objekten – zu explorieren (z.B. einen Bauklotz in den Mund nehmen, eine Rassel schütteln, ein Spielzeug gegen etwas klopfen etc.). Es wird dabei häufig auch ein bestimmter Ablauf regelhaft wiederholt (z.B. «Gugus – dada» - Spiel). Es können in diesem Alter auch Nachahmungsspiele zwischen Kind und Bezugsperson beobachtet werden (z.B. Geben-Nehmen-Spiele oder Zeigen-Verstecken-Spiele).
Exploratives Spiel
Ab dem Alter von 8-12 Monaten findet mehr exploratives Spiel statt (z.B. zielgerichtete Imitation von Modellen und Ritualisierung als Vorbereitung für das später folgende Symbolspiel). Das Kind erkundet Gegenstände, um herauszufinden, was man mit diesen machen kann und zerlegt sie auch probeweise. Diese Spielphase kann auch als «funktionelles Spiel» bezeichnet werden (da die Kinder damit beginnen, Spielzeuge entsprechend ihrem Bestimmungszweck zu verwenden).
Konstruktionsspiel
Ebenfalls im Vorschulalter beginn das Konstruktionsspiel, bei welchem das Kind mit Bauen beginnt und damit, bestimmte Gegenstände herzustellen (z.B. Bauwerke im Sand, Gestalten mit Knete etc.)
Symbolspiel («als-ob-Spiel»)
Diese Spielform beginnt im Alter von 12-13 Monaten und dauert bis ins Schulalter. Das Kind ahmt dabei das nach, was es bei anderen Personen sieht (z.B. Puppen füttern, Mama spielen, Schule spielen etc.). Das Kind übernimmt Handlungsabläufe ins Spiel, welches es im Alltag sieht. Das Symbolspiel findet bei Kindern häufig zuerst im sogenannten Parallelspiel statt (die Spielpersonen spielen nebeneinander, ohne sich gegenseitig zu beeinflussen), bevor es dann zu einem Rollenspiel übergeht. Das Parallelspiel zeigt sich ab einem Alter von 13 Monaten und findet dann ab ca. 15 Monaten mit beginnendem Blickkontakt zum Mitspieler statt. Ab dem Alter von ca. 3.5 Jahren lässt sich dann ein gegenseitiges Sozialspiel beobachten.
Rollenspiel
Bei dieser Form des Spiels (welche Kinder ab ca. 4 Jahren zeigen) spielen die Spieler zusammen denselben Inhalt, wobei es verschiedene Rollen gibt (z.B. Mutter, Vater, Kind, Haustier etc.). Diese verschiedenen Rollen werden unterschiedlichen Spielern zugeteilt. Die Kinder lernen so, die eigenen Spielhandlungen auf die anderen abzustimmen und es können soziale Kompetenzen geübt werden.
Das Spiel der Kinder wird daher mit zunehmendem Alter sozialer, auf die Mitspieler bezogener und beinhaltet auch zunehmend die Fähigkeit, die Perspektive der anderen mit einzubeziehen.
Regelspiel
Dies ist eine weitere Spielform, bei welcher der Wettbewerb und das Gewinnen im Vordergrund stehen kann. Es kann jedoch auch die Umsetzung gemeinsamer Regeln geübt werden.
Literatur:
Landreth, G. (2012). Play Therapy: The art of relationship. New York (NY): Routledge.
Höfer, S. (2014). Spieltherapie: Geleitetes individuelles Spiel in der Verhaltenstherapie. Weinheim: Beltz Verlag.

Entspannte Eltern können ihre Kinder besser bei der Emotionsregulation unterstützen
Wie reagieren Sie, wenn Ihr Kind frustriert ist? Führt die emotionale Überforderung/Frustration Ihres Kindes auch bei Ihnen zu Stress und emotionaler Überforderung?
Stellen Sie sich vor, Sie sind in Eile, die Wohnung zu verlassen und Ihr Kind hat Schwierigkeiten damit, rechtzeitig fertig zu werden (oder will einfach nicht gehen). Wie fühlen Sie sich in dieser Situation? Oder wie geht es Ihnen, wenn Ihr Kind ablehnend und trotzig reagiert, nachdem Sie 20 Minuten damit verbracht haben, ihm/ihr bei einem Problem in Mathematik zu helfen?
Eine neue Studie zeigt, wie der emotionale Zustand der Eltern das emotionale Wohlbefinden des Kindes beeinflusst.
Ein Forschungsteam der Universität in Kalifornien führte mit Schulkindern und deren Eltern eine experimentelle Studie durch, bei welcher Eltern und Kinder gemeinsam eine herausfordernde Aufgabe bearbeiten mussten. Sie fanden, dass Eltern ihren Kindern dann - wenn sie es schaffen, ruhig zu bleiben – bei der emotionalen Selbstregulation helfen können.
Bei der Studie war jedes Eltern-Kind-Paar in einem Raum, in welchem das Kind ein herausforderndes Lego-Puzzle lösen musste. Die Eltern sollten zuerst nur zuschauen und dem Kind nicht helfen. Gegen Ende wurde den Eltern und Kindern mitgeteilt, dass sie nun noch 5 Minuten Zeit haben, das Puzzle zu beenden. Nun konnten die Eltern ihren Kindern helfen. Der emotionale Zustand von Eltern und Kindern wurde mittels EKG (Elektrokardiogramm) gemessen. Es zeigte sich, dass der emotionale Zustand der Eltern denjenigen der Kinder beeinflusst, aber nicht umgekehrt.
Es braucht sicherlich noch weitere Studien, um dieses Phänomen genauer zu verstehen. Es ist jedoch hilfreich zu sehen, wie das elterliche Nervensystem dasjenige des Kindes beeinflussen kann. Dies wird manchmal auch als «Einstimmung» oder «Co-Regulation» bezeichnet. Die Kontaktaufnahme und emotionale Verbindung der Eltern mit dem Kind im zweiten Teil des Experiments half den Kindern dabei, sich zu beruhigen, zu regulieren.
Die elterliche Reaktion auf das Kind, wenn dieses aufgeregt und emotional ist, beeinflusst dessen Fähigkeit, die eigenen Emotionen zu regulieren. Weint beispielsweise das Kind und sagt die Mutter/der Vater dem Kind, dass es mit dem Weinen aufhören soll und dass es «keine grosse Sache» ist, so wird das Kind eventuell zwar aufhören zu weinen, jedoch weiterhin emotional aufgebracht sein. Das Kind – wenn emotional aufgebracht – ins Zimmer schicken, damit es sich dort beruhigt, hilft dem Kind nicht dabei, die eigenen Gefühle regulieren zu lernen.
Ein Baby aufzunehmen, wenn es schreit, hilft dem Baby dabei, sich zu beruhigen, weil es dann seine Eltern hört, sieht und spürt. Ein Kleinkind zu umarmen und ihm dadurch Sicherheit zu geben, wenn es aufgebracht ist, hilft ihm, sich zu beruhigen. Älteren Kindern hilft es, wenn sie durch die Eltern ermutigt und unterstützt werden, ihre Gefühle mit Worten auszudrücken. Ignorieren Eltern jedoch wiederholt ein emotional aufgebrachtes Kind oder reagieren sie darauf negativ (oder bestrafend), so wird das Kind bei emotional herausfordernden Situationen vermehrt überreagieren. Und es hat keine Chance, die notwendigen Fähigkeiten zur Regulation der eigenen Gefühle zu erlernen.
Wenn mit einem schreienden Baby oder tobenden/emotional aufgebrachten Kleinkind/Kind konfrontiert, so ist es für Eltern zunächst wichtig, selbst ruhig bleiben zu können (sich zu sammeln und ruhig zu bleiben). Hilfreich hierfür kann es sein, einige Male tief ein- und auszuatmen. Gelingt es den Eltern, ruhig und neutral zu reagieren, so können die Kinder diese ruhige Gefühlslage aufnehmen, was dazu führt, dass sich auch das Nervensystem des Kindes beruhigen kann.
Eltern nehmen manchmal an, dass ihr Kind bewusst wählt, zu weinen, schreien oder mit dem Fuss zu stampfen (oder sich schreiend auf den Boden zu werfen) statt Worte zu verwenden. Mehrheitlich der Fall ist jedoch, dass Kinder noch kein adäquates emotionales Vokabular zur Verfügung haben, um auszudrücken, wie es ihnen geht. Ein Wutanfall kann daher der ideale Zeitpunkt dafür sein, dem Kind zu lernen, das eigene emotionale Befinden angemessen auszudrücken. Sobald Kinder in der Lage sind zu sagen, wie sie sich fühlen (und evtl. weshalb), können Eltern sie dabei unterstützen, Probleme zu lösen oder aber Situationen zu akzeptieren und die Gefühle zu regulieren. Je mehr Zeit Eltern darin investieren, ihrem Kind Fähigkeiten im Umgang mit überwältigenden Gefühlen zu vermitteln (und die Kinder dadurch sogenannte «Coping-Skills» erlernen), desto weniger Zeit müssen sie mit Wutanfällen verbringen.
Werden Kinder durch ihre Eltern dabei unterstützt, eigene Emotionen zu benennen, so hilft dies auch dabei, eigene Bedürfnisse anderen gegenüber auszudrücken. Zudem können Kinder dann auch besser emotionales Befinden anderer wahrnehmen und angemessen darauf reagieren.
Ihrem Kind zuzuhören bedeutet nicht, dass sie jedem Wunsch des Kindes nachgeben – es hilft jedoch Ihrem Kind, sich gehört und akzeptiert zu fühlen. Dadurch hören Kinder mehr zu und Sie haben die Möglichkeit, Ihrem Kind Fähigkeiten im Umgang mit Herausforderungen (Coping-Skills) beizubringen (wie Emotionsregulation, Problemlösen, Einfühlungsvermögen/Empathie).
Einige Tipps zum ruhig bleiben für Eltern:
- Atmen Sie tief ein und aus und zählen Sie bis 10, wenn Sie innerlich aufgebracht sind.
- Beobachten Sie Ihr Kind und achten Sie auf emotionale Hinweise (Körpersprache, Stimmlage und auch Worte, mit welchen das Kind seinen emotionalen Zustand auszudrücken versucht).
- Validieren Sie ruhig das Gefühl Ihres Kindes (z.B. indem Sie sagen «ich sehe, dass du aufgebracht/verärgert/enttäuscht etc. bist»). Beschreiben Sie zuerst, was Ihr Kind tut und versuchen Sie erst dann, eine Emotion zu benennen.
- Versuchen Sie als nächstes zu verstehen, weshalb Ihr Kind so aufgebracht ist. Fragen Sie z.B. «Kannst du mir sagen, weshalb du so wütend bist?» Wenn dies für Ihr Kind nicht (oder noch nicht) geht, so können Sie sagen «Es sieht so aus, als bist du verärgert/enttäuscht etc. wegen …..»).
Es ist wichtig, dass Sie in einem ersten Schritt die Gefühle Ihres Kindes wahrnehmen und beschreiben (während Sie selbst ruhig sind, was sich auf Ihr Kind übertragen wird). Versuchen Sie noch gar nicht, etwas an der Situation zu verändern, sondern nehmen Sie einfach nur die Gefühle Ihres Kindes wahr und beschreiben Sie diese. Es ist für Eltern nicht immer einfach, unangenehme Gefühle des Kindes mit diesen zusammen auszuhalten (und einfach nur wahrzunehmen und zu beschreiben, ohne daran etwas zu verändern). Für die Kinder ist dies jedoch sehr wichtig, um lernen zu können, Emotionen zu regulieren. Kinder können dadurch lernen, dass SIE SELBST die Emotionen steuern können und machen nicht wiederholt die unangenehme Erfahrung, von den eigenen Emotionen überwältigt zu werden.
Genannte Studie:
Shih, E.W., Quinones-Camacho, L.E., Karan, A., & Davis, E.L. (2019). Physiological contagion in parent-child dyads during an emotional challenge. Social Development, 28(3), 620-636.

Mit Kindern kochen
Es ist wichtig, Kinder in alltägliche Tätigkeiten im Haushalt mit einzubeziehen. Kinder helfen gerne in der Küche mit und auch beim Kochen.
Nach einem langen Tag ist Kochen häufig das Letzte, was Eltern tun möchten– v.a. dann, wenn die Kinder dabei mithelfen ;-).
Die Kinder mithelfen zu lassen (sogar Kinder ab einem Alter von 1 Jahr) kann jedoch tatsächlich HILFREICH sein, insbesondere dann, wenn die Kinder altersentsprechende Tätigkeiten ausführen können. Kinder lernen dadurch, dass sie sogenannt «selbstwirksam» sind (selbst eine Tätigkeit erfolgreich ausführen können), was zu besseren Essgewohnheiten, mehr Selbstvertrauen und einem besseren Miteinander im Haushalt führen kann. Zudem ist es eine Möglichkeit, eine Routine zu entwickeln, was für Kinder wichtig ist.
Sie finden untenstehend einige einfache Aktivitäten, welche schon sehr junge Kinder übernehmen können. Weiter finden sich Tätigkeiten, die Sie Kindern mit zunehmendem Alter übergeben und auch anvertrauen können.
1-2 Jahre:
- Koch-Aktivitäten nachahmen
- Kind in einem Hochstuhl mit einer eigenen Schüssel und einem Kochlöffel «essen mischen/mixen» nachahmen lassen
- Kind mit Messbechern (evtl. wenig Wasser) experimentieren lassen
- Falls möglich: Das Kind helfen lassen, Dinge aus dem Kühlschrank zu nehmen
3-5 Jahre
- Tisch abwischen
- Tisch decken und abräumen
- Ein Sandwich machen lassen
- Müesli machen lassen
- In einem Topf umrühren lassen
- Zutaten mischen lassen
- Zuerst dabei begleiten, dann selbst machen lassen: Eier aufschlagen
6- 10 Jahre
- Geschirrspüler ein- und ausräumen
- Ein Rezept lesen (und die einzelnen Schritte teilweise ausführen oder mithelfen)
- Zutaten abmessen
- Eier kochen
- Gemüse schneiden
- Zutaten in die heisse Pfanne geben
11-14 Jahre
- Selbst backen
- Alle Arten von Gemüse selbst schneiden
- Essen selbst kochen (lernen, Pfannen zu benützen)
- Ein Rezept von Anfang bis Ende selbst ausführen
Kinder in der Küche mithelfen lassen, kann herausfordernd sein (und es bedeutet nicht immer nur Spass und Freude). Es ist deshalb wichtig, dass sich Eltern bewusst Zeit dafür nehmen können und mit den Kindern gemeinsam Grundregeln für die Mitarbeit in der Küche vereinbaren und diese auch durchsetzen. Bringen Sie ihrem Kind/Kindern im entsprechenden Alter bei, ein Messer auf sichere Art und Weise zu verwenden und wie sie den Herd korrekt ein- und ausschalten. Besprechen Sie auch die Wichtigkeit des Händewaschens vor dem Kochen mit den Kindern.
Unsere Kinder lernen die Mithilfe in der Küche und das Kochen durch Modelllernen. Eltern sollten daher sicherstellen, dass sie dasjenige Verhalten vorzeigen, welches die Kinder lernen sollten. Auch können Eltern dabei lernen, etwas loszulassen. Kinder werden die Tätigkeiten nicht perfekt umsetzen, und das ist ok (solange die Sicherheit gewährleistet ist). Sie werden beispielsweise den Tisch einige Zeit nicht so decken, wie sie dies sollten. Wichtig ist, dass die Kinder die Tätigkeit ausführen und dabei laufend lernen. Loben Sie Ihr Kind dann, wenn es die Aktivität/Tätigkeit (oder einen Teil davon) richtig ausführt. Es geht darum, etwas zu tun und dabei Spass an der Tätigkeit zu entwickeln.